4. März 2022 | Newsletter

3 Fragen an:

Isabell Ott vom World Trash Center

Im World Trash Center, das seinen Sitz im Berliner Wohn- und Feierquartier Holzmarkt 25 hat, werden Müll, Kunst und Hedonismus auf viele Arten miteinander vereint. In dem Atelier und Reallabor werden die Überreste des Überkonsums in Workshops und Kunstwerken neu inszeniert. Es entstehen beispielsweise aus Festivalüberbleibseln wie Schlafsäcken oder Zelten szenekompatible Bauchtaschen. Die künstlerischen Müllskulpturen „Wasted Creatures“ werden gerade im Ritter Butzke, einem Techno-Club in Berlin-Kreuzberg, ausgestellt und das Team bereitet einen Auftritt auf dem Planet Trash Floor des Meeresrauschenfestivals vor. Kann man den Müll feiern?
Porträt einer Frau, die einen selbstgebastelten gelben Kranz aus Strohhalmen vor ihr Gesicht hält.
FOTO Maximiliane Wittek

Name: Isabel Ott
Alter: 54
Wohnort: Berlin
Beruf: CEO des World Trash Centers

Der beste DIY-Rat, der mir je gegeben wurde:
Auch wenn dir jemand einen Rat gibt – mach die Erfahrung selbst.

Meistgenutztes Upcycling-Werkzeug:
scharfes Messer mit Spitze

Aus einer Wasserflasche mache ich:
eine Lampe

Größter unvernünftiger, aber unverzichtbarer Luxus:
exotische Früchte

Diesen Berliner Ort besuche ich regelmäßig:
Holzmarkt

Wieso braucht es ein World Trash Center?
Unsere Konsumspuren verteilen sich überall in der Welt. Uns ist das nicht bewusst, weil immer schön alles für uns weggeräumt wird und wir es dann nicht mehr sehen. Und wenn es am anderen Ende der Welt am Strand wieder auftaucht, haben wir den Bezug dazu verloren. Müll ist außerdem ein großes Geschäft, es wird Handel damit betrieben, wir fahren unseren Müll auf den Weltmeeren hin und her. Wie absurd ist das denn bitte? Wir sollten eine große, weltweite Gemeinschaft bilden, um das zu unterbinden.

Ihr baut Monumente aus Müll wie den Tütan oder die Schrottskulptur „Kristell Mess“, um die Maßlosigkeit des Berliner Konsumierens anzuprangern. Muss sich die Feierkultur mehr mit Nachhaltigkeit beschäftigen?
Die Partyveranstalter sind mittlerweile sehr kreativ und konsequent, weil sie ihre schönen Orte erhalten möchten, und lassen sich viel einfallen. Das eigentliche Problem ist der Partykonsument, der glaubt, dass er mit dem Eintrittsgeld auch dafür bezahlt hat, dass ihm jemand seinen Müll hinterherräumt. Die Mühe der Veranstalter:innen wird so mit Füßen getreten. Ich bin oft sprachlos und traurig, wie der Holzmarkt nach einem Wochenende aussieht.

Wie motiviert ihr zum Umdenken?
Menschen auf ihr „Fehlverhalten“ direkt anzusprechen, ist eine Gratwanderung. Im World Trash Center wollen wir nicht den Zeigefinger erheben, sondern mit Humor auf die Müllmassen hinweisen. Es sollte Spaß machen, die Welt zu verändern – und ganz nebenbei zu einer Gemeinschaft zusammenzuwachsen.

www.worldtrashcenter.de

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