Juni 2025 / NEWSLETTER

3 Fragen an Sofie Göppl Leon – WaterToWine

INTERVIEW
Sofie Göppl Leon – WatertoWine
Sofie Göppl Leon, Projektleitung WaterToWine

Was tun mit den Bergen an Textilabfall, die täglich in unserer Stadt anfallen? WaterToWine, das Upcycling-Label der Berliner Stadtmission, verwandelt aussortierte Kleidung in neue Produkte – fair, lokal und nachhaltig. Entstanden aus der Kleiderkammer von Komm & Sieh, nutzt das Projekt Textilien, die nicht mehr weitergegeben werden können, und verarbeitet sie weiter. Seit 2022 entstehen so auch individuelle Merch-Artikel aus alten Werbebannern. In Workshops vermittelt das Team Jugendlichen, wie aus vermeintlichem Abfall neue Wertschätzung entsteht. Wir sprechen mit Sofie Göppl Leon über textile Kreisläufe, soziale Verantwortung und die Kraft von Gestaltung als gesellschaftlichem Hebel.

Name: Sofie Göppl Leon
Wohnort: Berlin 
Alter: 29
Beruf: Projektleitung WaterToWine
Mein liebster Upcycling-Hack: #textiletattoo (Lavendelöl Umdruck Technik) Mein größter unverzichtbarer Luxus: Reisen 
Mein Lieblingsort in Berlin: Tempelhofer Feld 
Inspiration finde ich: Im TEXTILHAFEN

Kannst Du uns einen Einblick in den kreativen Prozess geben: Wie entsteht aus ausrangierten Textilien ein neues Produkt?

Abhängig vom Kleidungsstück oder dem Material und seiner Eigenschaften schauen wir, wie oder zu welchem Produkt es sich gut verarbeiten lässt. Wir bekommen beispielsweise T-Shirts, die nicht für den Zweck der Kleiderkammer geeignet sind und verarbeiten diese zu Boxershorts, da wir davon häufig zu wenig in der Kleiderkammer haben bzw. über Spenden bekommen. Beschädigte Strickpullover hingegen eigenen sich gut, um daraus Mützen herzustellen.

Gibt es ein Projekt oder Produkt, auf das Du besonders stolz bist, weil es eine besondere Geschichte hat?

Das ist auf jeden Fall die vorher erwähnte #berlinerboxershort, da sie an den so wichtigen Punkten anknüpft und gleich mehreren Zwecken dient bzw. diese vereint. Aber auch unser Schlüsselanhänger aus Jeanshosen, dieser ist in Kooperation mit der Fahrrad-Initiative entstanden und hat einen Schlüsselring aus gebrauchten Fahrradspeichen. Hier werden also gleich mehrere Ressourcen gespart und Materialien, die im Umlauf sind, weiterverwertet.

Wie siehst Du die Rolle von Upcycling in der heutigen Mode- und Designwelt, insbesondere im Kontext der Kreislaufwirtschaft?

Upcycling kann einen großen Teil zur Kreislaufwirtschaft beitragen, in dem Materialien ein weiteres Mal eingesetzt werden, ist aber in größerem Stil sehr aufwendig, wenn es darum geht, aus bereits konfektionierten Textilien neue Kleidung zu fertigen. Deadstock Meterware oder andere textile Flächen eignen sich dafür besser. Abgesehen davon ist die Herausforderung der Recyclingfähigkeit der Materialien damit nicht gelöst, also sie mehr als nur ein (oder zwei) weitere Male einzusetzen.