Doch mit zwölf Jahren wollte er auch andere Menschen dafür sensibilisieren, sich für seine Lieblingstiere einzusetzen. Aber sollten sich jetzt alle Bienenbeuten aufs Dach stellen? Auf einem Flohmarkt in Berlin hatte er die entscheidende Idee. Dort sah er einen ausrangierten rot lackierten Kaugummiautomaten mit Münzeinwurf und Drehknauf. Er überlegte: Statt Süßigkeiten für den eigenen Mund kann man ihn doch auch mit Naschwerk für die Bienen befüllen. Und so suchte er nach Automaten, die er mit Bienenfutter bestücken konnte. Der erste von derzeit neun Automaten stand pünktlich zur Pflanzzeit im Frühjahr 2020 vor seiner Tür, ein Jahr später verwandelte er einen ausrangierten Kondomautomaten zum „Samenspender“. Mittlerweile zeigt er anderen Kindern und Jugendlichen auf seiner Webseite Naturschutz2go und in Workshops, wie auch sie Automaten umbauen und mit insektenfreundlichem Saatgut befüllen können. Jonte achtet darauf, die Füllung der Automaten an die Jahreszeiten anzupassen: Im Frühjahr und Sommer stecken in den wiederverwendbaren Kapseln Samen oder unverpackte Bienenpralinen, im Herbst Blumenzwiebeln und im Winter Saatgut-Konfetti. Das Geld, das er damit verdient, steckt er in neue Bienenprojekte oder spendet es an Umweltorganisationen.
1. September 2022 | Ausgabe 22
Der Bastler
JONTE MAI (14), Deutschland
ILLUSTRATION Sandra Bayer
Es war einmal ein siebenjähriger Junge, der spielte gern im Garten, auf Wiesen, in der Natur. Er wunderte sich sehr, dass es Menschen gibt, die Gärten mit Kieseln, Schotter und Steinen anlegen statt mit Blumen. „Wo sollen denn all die Bienen ihr Essen herbekommen, wenn es nur noch Steine gibt?“, fragte er sich. Der Junge sammelte alle Informationen über Bienen, die er bekommen konnte, und erschrak: Bienen sind wichtige Tiere, las er in Büchern. Fast 90 Prozent aller Pflanzen werden von Bienen bestäubt, die restlichen 10 von anderen Insekten. Aber die Bienen haben ein Problem: Sie finden immer weniger Nahrung und sind deswegen vom Aussterben bedroht. „Das sind so kleine unschuldige Wesen, die so viel Gutes tun“, sagte sich Jonte. „Und wir nehmen ihnen Lebensraum weg!“ Er beschloss alles zu tun, was er konnte. Viele Jahre imkerte er zusammen mit seinem Vater auf der Dachterrasse des Hauses. Im Garten der Familie in Bremen fanden die Tiere Nahrung.
„Es ist mehr als ein Hobby mittlerweile“, sagt er. Auch wenn er Hilfe von seinem Vater und seinen Brüdern bekommt, geht ein großer Teil seiner Freizeit für seine Bienenhilfe drauf: Wenn er nicht zuhause an seiner Saatgutfüllung bastelt, fährt Jonte Mai mit dem Fahrrad durch Bremen, befüllt seine Automaten, steht mit seinem Holzbollerwagen auf dem Biomarkt, ist für den Bienenschutz auf den sozialen Netzwerken unterwegs oder geht auf Veranstaltungen zum Klimaschutz. „Aber es macht Spaß“, sagt er. Und gewinnt noch dazu einen Preis nach dem anderen – zum Beispiel den Hauptpreis beim BundesUmweltWettbewerb 2021, den #beebetter-Award 2020 und den KiKA-Award 2021. Bei Jonte scheint es so ähnlich zu sein wie bei der Biene, die er retten möchte: klein, aber wirkungsvoll.