7. Juli 2023 I Newsletter

3 Fragen an:

Silke Hahn, Senior Engagement Managerin beim WWF Deutschland

18 Millionen Tonnen! Einfach unglaublich! So viele Lebensmittel landen pro Jahr in Deutschland in der Tonne. Fast ein Drittel unseres Nahrungsmittelverbrauchs. Das heißt auch: 2,8 Millionen Hektar landwirtschaftliche Fläche werden „umsonst“ bewirtschaftet, 48 Millionen Tonnen CO₂ unnötig freigesetzt. Das zeigt die Studie „Das große Wegschmeißen“ der Umweltschutzorganisation WWF. Sie möchte dagegen ein Zeichen setzen – und verwandelt die Berliner Friedrichstraße am 12. Juli zu einer Meile zum „Restlos genießen“. Silke Hahn vom WWF erzählt hier, was dich erwartet und was jede:r Einzelne gegen Lebensmittelverschwendung tun kann.

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Foto: Daniel Seiffert

Name:  Silke Hahn

Wohnort: Berlin-Kreuzberg

Beruf: Senior Engagement Managerin beim WWF Deutschland 

Mein Lieblings-Resteessen: Pesto aller Art, zubereitet aus z.B. Karottengrün (was bei vielen direkt im Müll landet)

In meinem Vorratsschrank darf nie fehlen: Nudeln

Mein liebster Upcycling Hack: Ich mag es, Taschen aus Stoffresten herzustellen.

Ein Lieblingsort in Berlin: Mein eigener Garten um die Ecke. Eine kleine Oase mit Obstbäumen, Hochbeeten für das Gemüse und bunter Blumenpracht.

Das hätte ich als Kind gerne über Umweltschutz gewusst: Dass das nicht nur Aufgabe der „anderen“ ist, sondern jede:r eine Möglichkeit hat, aktiv zu werden und einen Beitrag zu leisten.

Laut der WWF Studie „Das große Wegschmeißen“ landen pro Sekunde in Deutschland 313 Kilo noch genießbare Nahrungsmittel im Müll. Wie kann das sein?

Lebensmittelverschwendung entsteht, wenn wir als Gesellschaft eine Überproduktion an verschiedenen Stufen der Lieferkette systematisch in Kauf nehmen. So muss die Landwirtschaft mehr produzieren, um die Nachfrage von Handel und Herstellenden jederzeit bedienen zu können. Auch der Handel möchte der Kundschaft vor Ort stets die bestmögliche Auswahl bieten – und nimmt hier zum Teil die Verschwendung billigend in Kauf.

Die 313 Kilo fallen entlang der gesamten Lieferkette an: sowohl während und nach der Ernte, bei der Weiterverarbeitung, im Groß- und Einzelhandel, im Restaurant als auch bei uns zu Hause. Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich. So wird ein Teil der Ernte zum Beispiel bereits auf dem Feld aussortiert, weil es den strengen Handelsnormen und den hohen Anforderungen der Supermärkte nicht genügt. Transportschäden, falsche Lagerung oder auch eine schlechte Planbarkeit sowie ein Überangebot in der Gastronomie sind weitere Ursachen für die hohe Lebensmittelverschwendung. Aber auch unser Umgang mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum trägt dazu bei, dass viele noch genießbare Lebensmittel letzten Endes im Müll landen.

Die eigenen Einkaufs- und Ernährungsgewohnheiten umstellen auf eine „Zero Waste Küche“ klingt für viele vielleicht erstmal sehr anstrengend. Was ist dein Tipp: Mit welchen einfachen drei Schritten kann man anfangen?  

1. Bewusst(er) einkaufen: Im Supermarkt nur so viel einkaufen, wie ich benötige und so von Anfang an ein Zuviel an zu lagernden Lebensmitteln vermeiden. Also nur das kaufen, was auf dem Einkaufszettel steht und für frische Produkte auch mal einen zweiten Einkauf in der Woche einplanen, damit diese zeitnah gegessen werden können.

2. Mindesthaltbarkeitsdatum selbst überprüfen:  Viele Lebensmittel sind noch weit über das Mindesthaltbarkeitsdatum genießbar. Hier gilt „sehen, riechen & schmecken“.

3. „Leaf-to-root“-Rezepte ausprobieren, also Kreationen, bei denen man die Lebensmittel in Gänze verarbeitet – und so übrigens für viel Abwechslung in der Küche sorgen kann.

Das Straßenfest am 12. Juli in der Friedrichstraße hat das Motto „Restlos genießen“.  Was erwartet die Besucher:innen?

„Restlos genießen – Aktionstag gegen Lebensmittelverschwendung“ ist ein Straßenfest für Groß und Klein, bei dem wir von 12 bis 18 Uhr ein buntes Programm für Menschen jeden Alters anbieten. Wir zeigen vor Ort Best-Practice-Beispiele, lassen Besucher:innen ihren eigenen Smoothie aus gerettetem Obst und Gemüse „erstrampeln“, an einem unserer Kochworkshops teilnehmen oder beim Kühlschrankspiel ihr Wissen über das Mindesthaltbarkeitsdatum testen. Außerdem bieten wir ein spannendes Bühnenprogramm mit prominent besetzten Paneldiskussionen und thematisch passenden Poetry Slams. Um 18 Uhr laden wir dann zu einem großen gemeinsamen Essen ein. Zusammen mit der Community Kitchen München und dem Nachhaltigkeits-Koch Thore Hildebrandt zaubern wir ein vegan-vegetarisches 3-Gänge-Überraschungsmenü aus Köstlichkeiten, die sonst in der Tonne gelandet wären.

Wo: Friedrichstraße zwischen Jäger- und Kronenstraße, Berlin-Mitte
Wann: Mittwoch, 12. Juli, 12:00 bis 20:00 Uhr

Reste sind das Beste