1. September 2022 | Ausgabe 22

Die Politikerin

RIDHIMA PANDEY (13), Indien

ILLUSTRATION Michael Zander
Bildercollage: Portrait eines Mädchens mit Brille
Es war einmal ein Mädchen, das war gerade einmal neun Jahre alt, als furchtbare Wolkenbrüche ihre Heimat Uttarakhand in Nordindien überfluteten. Nur wenige Tage im Juni 2013 reichten, um das heilige Land unter Wasser zu setzen. Sogar einer der größten Gletscher der Region schmolz unter den Regengüssen ab. Das Wasser riss Menschen und Tiere mit sich, Häuser und Tempel stürzten ein. Die kleine Ridhima war erschüttert. Sie wusste, dass extreme Wetterphänomene wie Sturmfluten oder auch Hitzeperioden, die Indien regelmäßig heimsuchen, nicht einfach so passieren. Ihre Eltern engagieren sich schon lange aktivistisch im Umweltschutz und erklärten ihr den menschengemachten Klimawandel. „Ich möchte, dass alle Politiker und Politikerinnen sofort etwas dagegen unternehmen“, sagt sie. „Denn wenn er nicht gestoppt wird, ist meine und unser aller Zukunft bedroht.“
Illustration mehrerer Landesflaggen, darüber eine Regenwolke und daneben eine indische Kuh
2019 reichte Ridhima deswegen Klage gegen ihr Land vor einem besonderen indischen Gericht ein, dass für Umweltthemen zuständig ist, dem National Green Tribunal. Sie war der Meinung, das die indische Regierung nicht ausreichend die Emissionen von Treibhausgasen reguliert. Darum müsste man sie gerichtlich zwingen. Aber das Gericht lehnte die Klage ab. Doch Ridhima ließ sich nicht beirren. Zusammen mit 15 anderen Kindern aus aller Welt, darunter auch Greta Thunberg, legte sie Beschwerde bei den Vereinten Nationen ein gegen einige der größten Mitgliedsstaaten – und größten Verursacher der Klimakrise –: Deutschland, Frankreich, Türkei, Brasilien und Argentinien. Weil sie sich nicht an die Vereinbarungen des Pariser Abkommens halten und die Klimaerwärmung um 1,5 Grad begrenzen würden, gefährdeten sie Leben, Gesundheit und Kultur künftiger Generationen. Die UN lehnte die Beschwerde und damit auch die Hoffnung von Ridhima ab. Aber aufgeben wird sie nicht. Während die Regierungen der Welt häufig apathisch bleiben, organisiert sie Klimastreiks unter der Flagge von Fridays for Future, fordert ein vollständiges Verbot von Plastik und setzt sich für die Reinigung des heiligen Flusses Ganges ein, der voller Tüten, Industrieabfälle und Müll sei. „Ich möchte eine bessere Zukunft“, schreibt sie in ihrer Biografie auf „Children vs Climate Crisis“, „für alle Kinder und die Menschen der zukünftigen Generationen.“
 

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