6. Mai 2022 | Newsletter

3 Fragen an:

Julia Hermesmeyer von der Kleiderei

Die Designerin Julia Hermesmeyer liebt Mode – und hasst die Umstände ihrer Produktion. Statt Kleidung immer neu zu kaufen und nach nur kurzer Zeit zu entsorgen, könne man sie sich doch leihen. Am 6. Mai eröffnet die Kleiderei in Berlin, ab 16 Uhr in der Oranienstraße 44.
Eine Frau steht in einem bunt karierten Jackett und rosa Cap vor einem Secondhandladen.
FOTO Cherie Birkner

Name: Julia Hermesmeyer
Alter: 37
Wohnort: Berlin
Beruf: Schneiderin/Designerin


Mein wichtigstes Upcycling-Werkzeug:
Schere und Nähmaschine


Der beste Rat, der mir je gegeben wurde:
Einfach ausprobieren – und später entscheiden, wie es weitergeht

Mode ist für mich:
Spaß (an der Wiederbelebung von Secondhandmode), Handwerk (in der Herstellung und Reparatur), aber leider oft auch verbunden mit Ausbeutung und Umweltzerstörung (in der Herstellung)

Größter unverzichtbarer Luxus:
In einem Land mit Meinungsfreiheit zu leben, in dem ich mit meiner Stimme etwas verändern kann

Diesen Berliner Ort besuche ich regelmäßig:
Tempelhofer Feld

Wie funktioniert die Kleiderei? 
Es ist wie ein unendlicher Kleiderschrank: In unseren Stores können Mitglieder für einen Monatsbeitrag von 29 € vier Kleidungsstücke ausleihen und beliebig oft austauschen. Dadurch wird weniger neu gekauft, es gibt weniger Fehlkäufe und man hat immer ein neues Outfit ohne schlechtes Gewissen. Mit der Kleiderei verlängern wir die Lebensdauer von bestehender Kleidung auf ein Maximum, um eine einfache Alternative zu Fast Fashion zu bieten.

Wonach wählt ihr aus, was in den gemeinsamen Kleiderschrank kommt?
In der Kleiderei findet man alles von Alltagskleidung über fancy Teile bis zu Fair Fashion. 
Natürlich sind besondere Teile mit Mustern oder speziellen Farben und Schnitten immer gut, aber es gibt bei uns auch Basic-Teile, die man ausprobieren kann und die vielleicht dann zum Lieblingsteil werden. Die kann man dann auch kaufen. 

Seit Beginn der Pandemie haben Ideen des Teilens sehr gelitten. Jede:r lebte für sich allein. Wie bringt man Menschen jetzt wieder dazu, sich sozusagen die sozialen Häute zu teilen?
Das ist eigentlich gar nicht so schwierig. Die Leute wollen ja wieder raus und sich mit Mode beschäftigen – aber sie merken, dass sie eine Alternative brauchen. Mode und im Speziellen die sogenannte Fast Fashion ist ein dreckiges und grausames Geschäft. Sei es die Ausbeutung von Menschen, die Zerstörung der Erde durch das Verschmutzen der Flüsse und Meere oder die Vermüllung von Landschaften mit Textilmüll – die Liste ist sehr lang. Um dabei nicht mehr mitzumachen, braucht es Läden wie die Kleiderei.

www.kleiderei.com

 

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